Seit Jahren berichten Eltern von Kindern, die eine Kita besuchen, von außerplanmäßigen Schließungen in ihren Einrichtungen. In den letzten Monaten hat sich die Lage noch verschärft. Immer wieder bleiben einzelne Kita-Gruppen geschlossen, Kinder müssen früher als geplant abgeholt werden oder Eltern werden gebeten, ihre Kinder ganz zu Hause zu behalten. Wir fordern entschiedene Maßnahmen angesichts des Fachkräftemangels in Kitas und zeigen auf, wo Lübeck handeln kann.

Aktuelle Schließungen?

Zum Hauptausschuss im Dezember 2023 war daher unter VO/2023/12830-02 von FDP, Grünen und CDU die Frage gestellt worden: „Welche Erkenntnisse hat der Bürgermeister über aktuelle Teil- und Vollschließungen von Kinderbetreuungseinrichtungen im Allgemeinen und von städtischen Kitas im Besonderen?“ Die Antwort der Verwaltung liegt nun zum Hauptausschuss am 23.1.24 vor: „Bei den städtischen Einrichtungen gibt es aktuell keine Vollschließungen. Es sind 33 Fehlarbeitstage auf 235 Jahresöffnungstage bei städtischen Einrichtungen verzeichnet (durchschnittliche Fehlarbeitstage pro Jahr pro Mitarbeitendem). Eine Abfrage der freien Träger ist zum Stichtag 29.03.2024 geplant.“

Diese Antwort verschweigt die zahlreichen Teilschließungen von Kita-Gruppen in Lübeck in den letzten Monaten. Es liegen jedoch Daten hierzu vor, denn stundenweiser Betreuungsausfall wird zumindest von den städtischen Kitas und dem Kitawerk mittlerweile anteilig erstattet. Das bewusste Verschweigen dieser Informationen lässt befürchten, dass die Situation dramatisch ist.

Abfrage zu Teilschließungen

Die Kreis- und Stadtelternvertretung Lübeck hat eine Umfrage zu Reduzierungen bzw. Schließungen von Kitas erarbeitet. Sie dauert circa 2 Minuten. Hier geht's zur Umfrage.

Was tun?

Auf einen weiteren Punkt in der Anfrage, ob es eine Task-Force der Verwaltung gibt, die das Problem von Teil- und Vollschließungen von Kinderbetreuungseinrichtungen bearbeitet, lautet die Antwort, dass das Problem auf kommunaler Ebene nicht lösbar sei und „es an Handlungsmöglichkeiten für die Hansestadt Lübeck und die hier tätigen Träger“ fehle.

Wir teilen diese Einschätzung nur teilweise. Natürlich ist der Fachkräftemangel ein komplexes Problem, das nur durch verschiedene Maßnahmen auf allen Ebenen von Kommune, Land und Bund langfristig gelöst werden kann. Dennoch gibt es Handlungsoptionen, die auch auf kommunaler Ebene Verbesserungen bewirken könnten. Gegenüber den Familien steht die Hansestadt Lübeck in der Verantwortung, bedarfsgerecht Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen. Falls Eltern keinen Betreuungsplatz finden, kann dieser bei der Kommune eingeklagt werden. Werden keine Gegenmaßnahmen ergriffen, ist davon auszugehen, dass sich die Lage in den Kitas noch verschärft.

Mögliche Maßnahmen

Mögliche Maßnahmen wären:

  • vergütete und praxisnahe Ausbildung, z.B. durch noch mehr PIA-Klassen
  • Erhöhung des Fachkraft-Kind-Schlüssels (die Vorgaben aus dem KiTa-Gesetz sind Mindestvorgaben, Lübeck könnte die nötigen Haushaltsmittel selbst bereitstellen)
  • Zeit und Raum für Schulungen für die Mitarbeitenden z.B. zu Resilienz
  • Supervision oder Beratungen für Mitarbeitende
  • Unterstützung bei der Verwaltung (z.B. durch vereinfachende Digitalisierung oder die Einstellung von Sekretariatskräften, wie es sie auch in Schulen gibt)
  • mehr Verfügungszeit (auch hier kann Lübeck über die Mindestvorgaben im Gesetz mehr Zeit schaffen für Tätigkeiten außerhalb der Gruppe wie Vorbereitung, Dokumentation, Elterngespräche)
  • Zuschüsse für Kinderbetreuung und betriebliche Kinderbetreuungsmöglichkeiten für Kita-Fachkräfte wie z.B. eine Notfallbetreuung für Betreuungsausfälle der eigenen Kinder
  • Best Practice Sharing (Warum gibt es in einigen Kitas fast gar keine Ausfälle?)
  • Weiterqualifizierung der Kita-Leitungen z.B. hinsichtlich Personalführung und Teammanagement
  • Schallschutz in den Betreuungsräumen (schalldämmende Materialien, Akustik-Deckenplatten usw.)
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement für Kitas
  • Sozialleistungen ausweiten, wie z.B. Zuschüsse für Gesundheitsvorsorgeleistungen wie Fitnessstudio-Mitgliedschaften und Massagen
  • Einführung einer Wertschätzungskultur in den Kitas

Die genannten Lösungsansätze sind u.a. bei einem konstruktiven Austausch von Kita-Leitungen, -Mitarbeitenden und Eltern im Rahmen von gemeinsamen Veranstaltungen des in Gründung befindlichen Kita-Fachkräfteverbandes Schleswig-Holstein und ElternSTIMME e.V. entstanden. Eine kooperative Lösungssuche mit den Lübecker Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern der Eltern wäre ein weiterer Lösungsansatz. So könnten bewährte familienfreundliche Maßnahmen geteilt werden, die Eltern entlasten. Wir fordern aktive Maßnahmen zur Gewinnung und Haltung von Kita-Fachkräften und das Einleiten nächster Schritte. Weiteres Abwarten und Verschweigen von Teilschließungen ist jedenfalls keine Option.

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